Saatgutbehandlungen von Getreide

Die Saatgutbehandlung bzw. das Beizen von Saatgut zur Bekämpfung von Krankheiten in Getreide ist eine der bedeutendsten Maßnahmen im herkömmlichen Pflanzenschutz. Vor allem samen- und bodenbürtige Schaderreger, die an Getreidepflanzen pilzliche Krankheiten wie beispielsweise Schneeschimmel, Flugbrand oder Septoria hervorrufen, können durch die direkte Wirkung der Beize effektiv in Schach gehalten werden.


Zunehmend verlieren die Wirkstoffe jedoch ihre Zulassung.

Nachdem bereits im Jahr 2019 die Inhaltsstoffe für die insektiziden Beizmittel vom Markt genommen wurden, hat zuletzt die fungizide Saatgutbehandlung Baytan 3 mit dem Wirkstoff Triadimenol die Zulassung verloren. Die Auswahl an chemischen Beizen als Pflanzenschutzmittel wird dementsprechend immer geringer.


Die abnehmende Verfügbarkeit von Wirkstoffen führt zu einer verstärkten Suche und Entwicklung von Alternativen.

So entstehen zunehmend auch Saatgutbehandlungen, die ohne chemische Inhaltsstoffe auskommen und ihre Wirksamkeit gegen Krankheiten auf Basis anderer Einflussfaktoren entfalten. Dazu zählen unter anderem die Elektronenbehandlung oder die Saatgutbehandlung mit Biostimulanzien. Auch ältere Verfahren, wie z. B. die Saatgutbehandlung mit Heißwasser, die mit Einführung der Fungizide lange eine untergeordnete Rollen gespielt haben, rücken wieder stärker in den Fokus.


Die Entwicklungen sind rasant.

Dabei kann man schnell den Überblick verlieren. Welche verschiedenen Methoden der Saatgutbehandlung gibt es derzeit, um Getreide vor Schaderregern und Krankheiten zu schützen? Und wie wirken sie?

Foto: ikrick/agrar-press

Chemisch-synthetische Beizmittel

Fungizide Getreidebeizen erzielen ihre Wirkung auf Basis chemischer Wirkstoffe. Die Beizmittel bekämpfen die samenbürtigen Krankheitserreger, indem sie sie unmittelbar bei oder direkt nach der Behandlung des Saatgutes abtöten. Nach der Aussaat lösen sie sich durch die Bodenfeuchtigkeit und gewähren im umgebenden Boden aktiv Schutz auch gegen bodenbürtige Erreger.

Ihr Einsatz muss mit viel Sachkunde und Maß erfolgen. Eine genaue Differenzierung ist notwendig, weil es keine fungizide Beize gibt, die gegen alle boden- und samenbürtigen Krankheiten wirkt oder die für jede Getreidesorte zugelassen ist. Um eine Resistenzentwicklung zu verhindern, vor allem bei Krankheiten wie samenbürtige Septoria nodorum und Netzflecken, ist grundsätzlich auf eine Wirkstoffkombination mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zu achten.

Folgende Beizmittel sind derzeit für die unterschiedlichen Kulturen auf dem Markt:

Arena C ist eine Beizung für Weizen, Roggen und Triticale und entfaltet je nach Getreidesorte seine Wirkung gegen Fusarium, Schneeschimmel,
Septoria nodorum, Steinbrand und Flugbrand.

Celest verhindert in Weizen, Roggen und Triticale Schneeschimmel, in Weizen außerdem Fusarium, Steinbrand und Septoria nodorum und in
Roggen Stängelbrand.

Difend extra schützt Weizen, Roggen, Gerste und Triticale vor Fusarien. In Weizen und Triticale kann es zudem bei Steinbrand und Zwergsteinbrand eingesetzt werden.

EfA ist ein universelles Saatgutbehandlungsmittel, das in Weizen, Roggen und Triticale gegen Fusarien, in Weizen, Roggen, Triticale und Gerste gegen Schneeschimmel, in Weizen und Gerste gegen Flugbrand, Stein- und Hartbrand, in Weizen gegen Septoria nodorum, in Roggen gegen Stängelbrand, in Gerste gegen Streifenkrankheit und in Wintergerste gegen Netzflecken seine Wirkung entfaltet.

Landor CT verhindert in Weizen, Roggen, Triticale und Gerste Fusarium und Schneeschimmel, in Weizen Steinbrand, Septoria nodorum und Flugbrand, in Roggen Stängelbrand und in Gerste die Streifenkrankheit und Flugbrand.

Orius Universal bekämpft in Weizen, Roggen, Triticale und Gerste Fusarien und Schneeschimmel, in Weizen außerdem Steinbrand, Septoria nodorum und Flugbrand, in Roggen Stängelbrand und in Gerste Streifenkrankheit und Flugbrand.

Rubin TT ist eine universale Saatgutbeizung die Weizen, Roggen, Triticale und bedingt auch Gerste gegen Fusarien und Schneeschimmel, Weizen gegen Steinbrand und Flugbrand, Roggen gegen Stängelbrand und Gerste gegen Flugbrand und Streifenkrankheit schützt.

Toledo wird in Weizen zum Schutz gegen Fusarium, Schneeschimmel, Steinbrand und Septoria nodorum, in Triticale gegen Fusarium und Schneeschimmel und in Roggen gegen Schneeschimmel und Stängelbrand eingesetzt.

Zardex ist eine Beizung für Gerste und wirkt gegen Flugbrand, Streifenkrankheit und etwas weniger wirksam auch gegen Schneeschimmel und Netzflecken. Allerdings weist die Beize Nebenwirkungen gegenüber einem Frühbefall mit Mehltau, Blatt- und Netzflecken auf.

Spezielle Fungizide gegen Schwarzbeinigkeit

Außerdem gibt es zwei Spezialbeizen zum Schutz gegen die Schwarzbeinigkeit. Latitude ist zugelassen in Weizen und Triticale, Latitude XL darüber hinaus auch in Gerste.

Die Präparate sind die einzige Möglichkeit, die Schwarzbeinigkeit direkt zu bekämpfen. Allerdings müssen sie in Kombination mit anderen Standardbeizen ausgebracht werden, was hohe Zusatzkosten mit sich bringt.

Carboxamide zur Stärkung der Leistungsfähigkeit

Mit dem Ziel ein sicheres Auflaufen und eine kräftige Jugendentwicklung zu unterstützen, werden einigen chemischen Saatgutbeizungen inzwischen auch Wirkstoffe aus der Gruppe der Carboxamide beigemischt. Da Carboxamide einen positiven Einfluss auf die Wurzelentwicklung haben, können sie
die natürliche Widerstands- und Leistungsfähigkeit der Pflanze stärken.

So ist vor kurzem das Getreidebeizmittel Rubin Plus mit den Wirkstoffen Fludioxonil, Triticonazol und als Carboxamid Fluxapyroxad auf den Markt gekommen. Die zugelassenen Indikationen werden in Weizen, Triticale und Roggen bei Schneeschimmel, Fusarium und Flugbrand und in der Gerste bei Schneeschimmel, Flugbrand, Gerstenhartbrand, Streifenkrankheit und Typhula angewandt.

Auch Vibrance trio fällt in diese Kategorie. Mit den Wirkstoffen Fludioxonil und Terbuconazol, sowie Sedaxan aus der Gruppe der Carboxamide schützt dieser Mix das Getreide einerseits direkt vor Schäden durch Pathogene, andererseits unterstützt er die natürliche Widerstandskraft der Pflanze. Eine Zulassung hat das Mittel in Weizen gegen Fusarium, Schneeschimmel, Steinbrand, Septoria nodorum und Flugbrand, in Gerste gegen Schneeschimmel, Hartbrand, Flugbrand, Streifenkrankheit und Typhula-Fäule, in Roggen gegen Schneeschimmel und Stängelbrand und in Triticale ebenfalls gegen Schneeschimmel.

Saatgutbehandlung mit Biostimulanzien

Mit oben erwähntem Fokus auf die Stärkung der natürlichen Widerstandskraft der Pflanzen entstehen zunehmend Saatgutbeizen, die sogar ganz ohne chemische Komponenten auskommen. Stattdessen setzen die Entwickler auf natürliche Inhaltsstoffe wie Biostimulanzien. Als Grundgedanke dient dabei die Tatsache, dass eine Förderung des Pflanzenwachstums zu einer besseren Pflanzengesundheit beiträgt. Gerade in Regionen mit extremen Wetterereignissen, beschränkt erlaubten Düngemittelgaben oder Verboten von chemischem Wirkstoffeinsatz hat sich bereits eine große Nachfrage gebildet.

Zu Biostimulanzien zählen organische Stoffe wie Pflanzenextrakte, Huminsäuren und Algenpräparate, anorganische Stoffe wie Gesteinsmehle und Präparationen auf mikrobieller Basis. Biostimulanzien wirken vielfältig: Sie fördern die Keimung, die Bewurzelung und das Wachstum der Pflanze, erhöhen die pflanzeneigenen Resistenzeigenschaften und die Nährstoffverfügbarkeit und fördern das Bodenleben. Dadurch wird eine vorbeugende Wirkung gegen Schaderreger und ein verbessertes Pflanzenwachstum erreicht, was letztlich zu einer Ertragssteigerung führt.

Auch SEEDFORWARD setzt mit der Nährstoffbeize GRAINGUARD unter anderem auf die vielfältige Wirkung der Biostimulanzien. Näheres dazu weiter unten.

Biologische Saatgutbehandlung

Eine weitere Möglichkeit Saatgut ohne chemische Wirkstoffe zu erhalten, liegt im Einsatz von biologischen Beizmitteln. Die Mittel beinhalten das natürliche Bakterium der Pseudomonas chlororaphis-Stämme. Die Bakterien besiedeln die Oberfläche der Samen, vermehren sich dort und unterdrücken damit die Entwicklung pilzlicher Schaderreger.

Zur Zeit sind zwei biologische Beizen zugelassen:
Cerall schützt Weizen gegen Fusarium, Steinbrand und Septoria, Triticale und Roggen gegen Fusarien.
Cedomon hat eine Zulassung in der Gerste zum Schutz gegen Fusarien, Streifenkrankheit und Netzflecken.

Elektronenbehandlung

Die Elektronenbehandlung ist ein physikalisches Verfahren, das für alle Getreidesorten zugelassen ist. Das Saatgut wird mit beschleunigten Elektronen behandelt, die eine tödliche Wirkung auf die Schaderreger im und am Getreidekorn haben. Die Energie kann exakt gesteuert werden: Die Dosis dringt nur so tief ein, dass ein negativer Einfluss auf den Keimling und auf die Keimfähigkeit ausgeschlossen ist. Durch die Elektronenbehandlung wird eine hohe Vitalität des Saatgutes hergestellt. Dadurch kann es in der Lage sein, auch dem Infektionsdruck durch bodenbürtige Schaderreger Widerstand zu leisten.

Heißdampf

Auch der Einsatz von Heißdampf kann den Gebrauch chemischer Beizmittel reduzieren. Im sogenannten Thermo-Seed-Verfahren wird das Getreidesaatgut mit feucht-heißer Luft desinfiziert, anschließend heruntergekühlt und dann getrocknet. Seine Wirksamkeit richtet sich gegen Krankheitserreger, die sich auf der Außenseite des Korns befinden. Flugbrand, dessen Erreger im Korn selbst angesiedelt sind, kann deshalb nicht auf diesem Weg bekämpft werden. Die
Behandlung schützt die Keimlinge vor Schneeschimmel, Steinbrand, Netzflecken und Streifenkrankheit.

Heiß- und Warmwasserbehandlung von Getreide

Mit der klassischen Heiß- und Warmwasserbehandlung findet ein Verfahren wieder größere Beachtung, das schon im 19. Jahrhundert, lange bevor es die chemische Beizung gab, angewendet wurde. Die Methode gehört zu den wenigen, die eine Wirksamkeit gegen Flugbrand besitzt. Aber auch bei allen anderen samenbürtigen Krankheitserregern zeigt sich eine gute Wirkung. Je nach Art der Behandlung liegen die Wassertemperaturen entweder bei über 52 °C oder bei etwa 45 °C. Die Behandlungsdauer ist unterschiedlich lang. Die Kunst besteht in der richtigen Kombination von Behandlungsdauer und Behandlungstemperatur: auf der einen Seite darf die Keimfähigkeit nicht beeinträchtigt werden, auf der anderen Seite muss die Bekämpfung des Schaderregers sichergestellt sein.

Saatgutbürstenmaschinen gegen Weizensteinbrand

Verschiedene Hersteller bieten sogenannte Saatgutbürstmaschinen an. Die Bürstmaschinen werden hauptsächlich dafür genutzt, die oberflächlich am Saatgut
anhaftenden Sporen des Weizensteinbrandes abzubürsten. Krankheitserreger innerhalb des Korns oder im Boden lebende Pathogene können hiermit jedoch
nicht bekämpft werden.

GRAINGUARD - Saatgutbeize mit Biostimulanzien und Spurennährstoffen

SEEDFORWARD hat für Getreide eine Saatgutbehandlung auf Basis von Spurennährstoffen und Biostimulanzien entwickelt. Die Beize kombiniert die wachstumsstimulierende Wirkung der Biostimulanzien mit ausgewählten Spurennährstoffen. So ist ein gut erforschter Wirkstoffcocktail aus zwanzig Substanzen entstanden, dessen einzelne Komponenten in Wechselwirkung zueinander stehen und den Pflanzen zu einer hohen Widerstandskraft gegen umweltbedingten und abiotischen Stress verhelfen.

Feldversuche aus den Jahren 2018 - 2022 mit GRAINGUARD belegen das. Sie zeigen deutlich stressresistentere und gesündere Bestandsentwicklungen über alle Wachstumsphasen hinweg - und nicht nur das: durchschnittlich bestätigen die Versuche sogar einen Mehrertrag von durchschnittlich 4 %.

GRAINGUARD ist für alle Getreidesorten zugelassen. Die Nährstoffbeize kann sowohl als Alleingabe oder auch in Kombination mit fungiziden Beizen verwendet werden. Ziel der Forschung von SEEDFORWARD ist es, die Pflanzen so zu stärken, dass sie auch ohne chemische Beize gesund auflaufen und Umweltbedingungen im gesamten Vegetationszeitraum optimal nutzen können.


Detaillierte Ergebnisse finden Sie in unserem Ergebnisbericht.

SAATGUTBEHANDLUNG
GRAINGUARD

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