Vogelfraß und Beizsituation im Maisanbau  

Die Stimmen um das Thema Vogelfraß auf den deutschen Maisfeldern wurden im Jahr 2020 besonders laut. Experten vermuten einen engen Zusammenhang mit dem Mesurolverbot [1].

Seit dem Frühjahr darf Mesurol, der im Mais langjährig eingesetzte insektizide Beizschutz mit einer Nebenwirkung gegen Fritfliegen, Fasane und Krähen, nicht mehr eingesetzt werden. Grund dafür ist die Entscheidung der EU Kommission, die Mesurol damit auf die rote Liste der umweltschädlichen Betriebsmittel stellte. Das Deutsche Maiskommitee e.V. (DMK) berichtete bereits im Frühjahr von zukünftigen Herausforderungen durch den Wegfall von Mesurol [2] .

Das DMK stellte dann am 03.06.2020 [3] vermehrte Meldungen zu Schäden durch Fritfliege, Vogelfraß und Wildschäden fest. In Kooperation mit den Behörden wurde über einen Erfassungsbogen versucht, ein klares Bild über die regional heterogenen Schäden durch Vogelfraß festzustellen. Auch Im Hinweisdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurde im Artikel: „Mais – Schäden durch Vogelfraß und Fritfliegenbefall“ [4] um eine Erhebung der Vogelfraßdaten in der Praxis gebeten.

In der Praxis wird 2020 immer wieder über ein Ausnahmejahr für Vogelfraß gesprochen. Vor allem in Bezug auf das komplexe Verhalten der Krähen.

Seit dem Mesurolverbot stehen in Deutschland jedoch keine herkömmlichen vogelrepellenten Wirkstoffe zur Verfügung. Es wird daher versucht über Fungizide Wirkstoffe und deren Nebeneffekte an das Problem heranzugehen, wie zum Beispiel über den Wirkstoff Ziram. Am 03.03.2020 schreibt das Magazin „Schweizer Bauer“ [5]: “Verschiedene Firmen wie etwa KWS Suisse bieten als Alternative mit Korit gebeiztes Maissaatgut an. «Eine Alternative ist Korit nur, wenn der Befall mit Krähen gering ist», betont Jürg Jost von UFA-Samen. Er verweist zudem aufs Sicherheitsdatenblatt. Gemäß diesem ist bei der Anwendung von Korit Vorsicht geboten.” Auch der Wirkstoff Ziram (enthalten in Korit/Duvit) steht bereits unter Beschuss und ist nur im EU-Ausland zugelassen. Über das Saatgutverkehrsgesetz kann das behandelte Saatgut dennoch nach Deutschland gelangen. Die Wertschöpfung der Saatgutaufbereiter geht damit verloren. Eine Notfallzulassung für Deutschland wurde Ende 2019 zwar ausgestellt, jedoch nicht gezogen. Vermutlich auf Grund folgender Maßnahme für die Kennzeichnung auf Saatgut-Packungen: “Keine Ausbringung des behandelten Saatgutes bei Wind mit Geschwindigkeiten über 5 m/s.” Zur Vermeidung unvertretbarer Auswirkungen auf Nichtziel-Organismen ist sicherzustellen, dass schon in den Saatgutpackungen kein Staub enthalten ist und zusätzlicher Abrieb der Beize bei mechanischer Belastung des Saatgutes minimiert ist.

Darüber hinaus ist bei der Ausbringung des behandelten Saatgutes sicherzustellen, dass eine Emission und Verfrachtung von enthaltenen bzw. durch Abrieb im Aussaatgerät entstehenden Stäuben verhindert wird“ .[6] Neben den bereits benannten Anwenderrisiken soll Ziram auch toxisch für Bakterien sein. [7] Nicht nur im Bereich der Fungiziden, als aktuelle synthetisch chemische Alternativen, gibt es Vorstöße; auch im Bereich der biobasieren Alternativen treten diese auf. Das in Deutschland für Repellent Versuche zuständige JKI Münster arbeitet bereits in verschiedenen Kooperationsprojekten an biobasierten Alternativen. Ein Trend der auf Grund der generellen Entwicklung von synthetisch chemischen Pflanzenschutzverboten zukunftsträchtig erscheint. [8] Zahlreiche Landwirte hatten dieses Jahr mit diesen Herausforderungen zu kämpfen. Es ist also wichtig sich das Vorkommen von Vogelfraß genauer anzusehen, um die Situation besser verstehen zu können.

Vorab ist es jedoch wichtig Fraßbilder zu unterscheiden. Unsere Übeltäter der Fasan, die Krähe und die Fritfliege haben nämlich ihr individuelles Fraßverhalten. Der Fasan hackt vom Auflaufen bis zum 4-Blattstadium reihenweise junge Pflanzen aus dem Boden. Er frisst bevorzugt das freigelegte Korn. Man erkennt den Fasan meist an Hacklöchern im Boden, in denen noch Reste der Jungpflanzen zu finden sind. Schäden entstehen vor allem bei schlechten Auflaufbedingungen und verzögerter Jugendentwicklung. Die Krähen reißen im Gegensatz zum Fasan an den Keimpflanzen, um an das Korn zu gelangen. Oft liegen abgerissene Pflanzen herum. Tiefe Löcher im Boden sind hier seltener zu finden. In Verbindung mit viel organischer Masse und erhöhtem Insektenvorkommen werden Pflanzen teilweise auch zum Erreichen dieser herausgezogen. Es wurde teilweise der Verzehr von ganzen Pflanzen bis in das 4-Blattstadium berichtet – hier steht die These des Wasserbedarfs der Krähen im Raum. Die Folgeschäden der Fritfliege sind eindeutiger zu unterscheiden und sind erst ab dem 3-Blattstadium sichtbar. Der Befall zeigt sich in Form von kleinen Löchern im Blatt und gelbweißen Fraßrinnen.

Aktuelle Beizausstattung erreicht kein Mesurolniveau. Die beiden Nahaufnahmen zeigen die typischen Krater, die entstehen, wenn Vögel ganze Pflanzen samt Wurzel herausziehen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und auch noch nicht ausführlich erforscht. Repellente Beizen sollen primär das ungekeimte Korn im Boden schützen. Vogelfraßvorkommnisse bis ins Zweiblattstadium der Pflanze können teils unterdrückt werden, jedoch nicht ausgeschlossen werden. Mesurol hatte in der Praxis durch den „Sekundär-Repellent-Effekt“, nämlich die Unverträglichkeit für verschiedene Tiere einen nachhaltigen Effekt und wirkte systemisch bis in den Keimling. Aktuell verfügbare Beizausstattungen können Fälle von starken Fraßschäden durch Krähen reduzieren – jedoch nicht ausschließen. Häufig kommen die Fraßschäden dann vor, wenn ein Bestand sich im Gegensatz zu Nachbarbeständen in einem von den Vögeln präferierten Zustand befindet. Mais, der noch nicht durchgebrochen ist, wird genauso wie Mais im Dreiblattstadium oder größer nicht so gern gefressen, wie Mais im Ein- und Zweiblattstadium. Darüber hinaus werden Flächen mit Wurmbefall lieber gefressen als solche ohne Eiweiß. Flächen in der Nähe von Schlafbäumen lieber als frei liegende Flächen. Ein Schutz der Maispflanze über das Zweiblattstadium hinaus kann keine Beize schaffen. Mit 0,003 ml Beizmittel pro Korn. Ein Wassertropfen hat 0,05 Milliliter, also die 10-fache Menge.

Falls dennoch eine Pflanze für Krähen mit einer Substanz derart abstoßend aufs Feld gebracht würde, dass diese nicht mehr angerührt wird, muss der Landwirt sich fragen, ob er diese Pflanze noch essen oder verfüttern will und ob er solche Substanzen auf dem Acker haben will. Die Kammern sowohl in Hannover als auch NRW bestätigen für dieses Jahr einen auffällig hohen Schaddruck durch Krähen. Dies wird durch die hohen Populationen der Tiere als auch durch die auseinandergezogene Aussaat erklärt. So gab es immer einzelne Äcker im präferierten Wachstumsbereich, die dann erheblich geschädigt wurden. In anderen Jahren wird in einem deutlich kleineren Fenster ausgesät und die Bestände befinden sich gleichzeitig in einem gefährdeten Zustand. Daher ist der Druck auf die einzelnen Flächen nicht so groß und fällt weniger auf.

SEEDFORWARD lässt die eigens entwickelte biobasierte Saatgutbehandlung über das JuliusKühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), mit Studien zur repellenten Wirkung testen. Das JKI, das einzige deutsche Institut welches Studien im Bereich Vogelfraß in der Landwirtschaft ausführt, hat das Mittel mit Fasanen getestet. Ergebnisse zeigen eindeutig: Das Mittel schreckt die Vögel ab. Die JKI Forschungsergebnisse in Kooperation mit SEEDFORWARD finden Sie hier.

 

[1] https://www.agrarheute.com/pflanze/mais/verbot-mesurol-endlich-klarheit-ueber-verbrauchsfristen-560489
[2] https://www.maiskomitee.de/Aktuelles/Stimmungsbild-zur-Maisaussaat-2020
[3] Ra/WR ZM 8-2020
[4] Landwirtschaftskammer Niedersachsen; Bezirksstelle Oldenburg-Nord, Nr. 18 / 19.06.2020 Hinweis zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz für das Grünland und den Ackerfutterbau
[5] https://www.schweizerbauer.ch/pflanzen/ackerbau/kraehenabwehr-wird-problem-55988.html
[6] https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/pflanze/notfallzulassung-gegen-vogelfrass-in-mais_article1575868624.html
[7] https://pmep.cce.cornell.edu/profiles/extoxnet/pyrethrins-ziram/ziram-ext.html#:~:text=ACUTE%20TOXICITY,eyes%20and%20throat%20(10).
[8] https://www.julius-kuehn.de/pflanzenschutz/biologischer-pflanzenschutz/

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